SMR-Träume in der EU

Angetrieben von den amtsbekannten Atomfanatikern der Europäischen Union hat die Kommission im Februar 2024 die ‘Europäische Industrieallianz für kleine modulare Reaktoren (Small Modular Reactors, SMRs)’ ins Leben gerufen, um die erfolgreiche Umsetzung der ersten SMR-Projekte in Europa bis Anfang der 2030er Jahre sicherzustellen. Was für eine Zeit- und Geldvergeudung!

In einer öffentlichen Konsultation konnte man bis 4. Dezember seine Stellungnahme dazu einbringen. Mütter gegen Atomgefahr haben das getan – wie folgt: 

Die Absicht der Europäischen Union, zur Erreichung der Klimaziele auf Kleine Modulare Reaktoren / SMR-Technologie zu setzen, halten wir (Mütter gegen Atomgefahr) für einen schweren Fehler. Warum?

  • Tempo: 
    Um eine sichere, zukunftstaugliche Energieversorgung für unseren Kontinent zu gewährleisten, ist es unerlässlich, erprobten und zudem rasch verfügbaren Quellen den unbedingten Vorrang zu geben. SMR, deren Entwicklung sich zum aktuellen Stand im ausschließlich experimentellen Bereich befindet, können daher keinen Lösungsbeitrag im vorgegebenen Zeitraum von wenigen Jahren leisten.
    Zum heutigen Stand existieren weltweit zwei realisierte Exemplare, je einer in Russland und in China, beide mit wirtschaftlich fragwürdiger Kosten-Nutzen-Ausprägung. Mehrere Forschungsprojekte sind zudem in den letzten Jahren auf Eis gelegt worden oder gänzlich gescheitert. Zahlreiche weitere Konzepte (weit über 100) stecken in div. Planungsphasen fest, weit weg von jeder Realisierbarkeit. Angesichts dieser Fakten wäre es geradezu unseriös, zur Sicherung der europäischen Energieversorgung auf eine derartig diffuse, unabsehbare technische Hoffnungen zu setzen.
  • Kosten: 
    Auch die wirtschaftliche Frage stellt sich: Mit welchem vernünftigen Argument sollten zur Verfügung stehende Investitionsvolumen nicht in Erneuerbare Energien, welche seit Jahren verlässlich, quasi ‘ergebnisgesichert’ performen, gelenkt werden? Oder in ohnehin unerlässliche (Stichwort E-Mobilität) Speichertechnologien ? In intelligente Netzsysteme? In Energieeffizienz, in Optimierungen des Einsparpotenzials? Sämtliche bisherige Beispiele, sowohl theoretisch als auch realisiert, lassen eher befürchten, dass mit dem Forcieren vom SMR ein sicherer Pfad in Richtung Stranded Costs gelegt wird.
  • Abhängigkeiten: 
    Atomtechnologie ist und bleibt abhängig von spaltbarem Material, welches nach wie vor aus unsicheren Drittstaaten importiert werden muss. Warum die Fehler der Vergangenheit wiederholen? Warum weiterhin aggressiven, unberechenbaren Machthabern den Schüssel zur Abhängigmachung Europas in die Hand spielen?
  • Atommüll, Proliferation, Angreifbarkeit: 
    Es gibt durchwachsene Hinweise darauf, dass durch SMR in der Relation ebenso viel, zT sogar toxischerer Atommüll entsteht. Die kategorisch nötige erhöhte Anzahl an Reaktoren, zT in dezentralem Einsatz, steigert logischerweise auch die Exposition durch gezielte oder ungezielte Angriffe von außen – und zudem auch den möglichen Zugriff auf waffenfähiges Ausgangsmaterial.

—>>> Die Mütter gegen Atomgefahr ersuchen die Europäische Kommission dringend, ihre SMR-Pläne eingehend zu überdenken und im Hinblick auf die drängenden aktuellen Anforderungen an Europas Energiezukunft auf Maßnahmen zu setzen, die schneller, kostengünstiger, sicherer sind und nicht zuletzt unseren Kontinent unabhängiger machen werden.

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Gute Nachricht: Österreich erhebt Einspruch gegen Taxonomie-Urteil

Wie heute offiziell vom österreichischen Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft (BMLUK) bestätigt wurde, erhebt Österreich Einspruch gegen das ablehnende Urteil des Gerichts der Europäischen Union. Damit bleibt die Chance offen, dass Atomkraft doch noch aus dem Kriterienkatalog für nachhaltiges Wirtschaften fliegen könnte!

Als Bundesregierung stünde man klar für eine ehrliche und faktenbasierte Nachhaltigkeitspolitik. Atomkraft als nachhaltig zu klassifizieren, sei ein Irrweg und widerspräche dem Grundgedanken der Taxonomie, heißt es in der Pressemitteilung des Ministeriums dazu unter Anderem. Zur gesamten Aussendung geht’s hierlang.

„Wir freuen uns, dass Österreich unbeirrt den Weg weitergeht und alles daran setzt, der teuren, behäbigen und nicht zuletzt gefährlichen Atomkraft in Zukunft keinen Raum mehr zu überlassen. Tempo in eine stabile, klimataugliche Energiewende bringen – das können in angemessener Zeit nur Erneuerbare. Und genau deshalb ist es so notwendig, alles verfügbare Investitionskapital dorthin zu lenken!“, meint Gabriele Schweiger, Obfrau der Mütter gegen Atomgefahr.

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Taxonomie-Urteil: Österreich muss in Berufung gehen!

​Minister Totschnig hat Post bekommen: Rund 70 Organisationen aus dem Anti-Atom-Bereich haben sich in einem dringenden Appell an den Minister, zuständig für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft gewendet. 

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„Wir wollen den Umweltminister bestärken, Berufung einzulegen, gegen die Ablehnung der Klage Österreichs in Sachen ‘EU-Taxonomie-Verordnung’. Dort wurde 2022 doch tatsächlich beschlossen, auch Atomenergie und fossiles Gas in den Kriterienkatalog für nachhaltiges Wirtschaften aufzunehmen. Was für ein Unfug! Was für eine Attacke gegen jede zukunftsfähige Investitionsbereitschaft!“, echauffiert sich Gabriele Schweiger, Obfrau der Mütter gegen Atomgefahr.

Unter Beihilfe von Luxemburg hatte Österreich dagegen geklagt, eine erstinstanzliche Ablehnung erfolgte am 11. Sept. d. J. “ Kein Grund zur Resignation, finden wir. Es muss für Minister Totschnig und seinen Ressortkollegen Minister Wilmes aus Luxemburg mehr als nur eine Ehrensache sein, gegen das Urteil Einspruch zu erheben. Es ist ein Generationen-Auftrag im Sinne der gelingenden Energiezukunft, dem der österreichische Minister mit dem Gang in die zweite Instanz nachkommen muss, “ so Schweiger abschließend.

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Umweltanwalt Martin Donat – Was wir beim Infoabend nicht erfahren wollten!

Gemeinsame Aussendung vom Anti Atom Komitee und den Müttern gegen Atomgefahr Zum Infoabend „Vor unserer Tür …“ des Anti Atom Komitees im Salzhof in Freistadt Ende November waren Vertreter_innen zweier NGOs aus Budweis als Vortragende zu den Themen „Endlagersuche und … Weiterlesen

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Don’t Nuke the Climate: Bericht von der COP29 in Baku

Don’t Nuke the Climate – der Podcast im November 2024: Bericht von der COP29 in Baku

Als offiziell akkreditierter Teilnehmer war Günter Hermeyer bei der Klimakonferenz COP29 in Baku dabei – und er hat viel zu berichten! Was die Atomlobby so (an)treibt, wie sie versucht, ihre in Wahrheit hoffnungslos veralteten Technikkonzepte als Klimarettung zu verkaufen und Finanzmittel dafür zu lukrieren. Und mit welchen aufgeblasenen, verlogenen Parolen dabei geworben wird, was Bananen damit zu tun haben – darüber erzählt Günter in diesem Podcast ausführlich und aus erster Hand.

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